Variationen mit Blume: die „Kalla“ als Symbol
Mit seinem „Venuszyklus“ hat Michael Klette eine längst vergessene Pflanze wieder zu Leben und Bedeutung erweckt.
Von Dr. Doris Müller
Heute sieht man sie kaum noch: Die Kalla, diese weiße Blume, die sich wie eine offene Tüte um den gelben Fruchtstand wickelt. Im frühen 20. Jahrhundert war sie eine beliebte Zierpflanze, noch früher galt sie in der kunsthistorischen Ikonografie als Sinnbild für Erotik.
Der bildende Künstler Michael Klette, der vor drei Jahren von Köln nach Solingen zog, hat die Kalla und ihre Bedeutung zum Gegenstand seiner diesjährigen Atelierausstellung genommen, die am Wochenende in der Schillerstraße zu besichtigen war.
Klettes Malweise stellt die Blume auf besondere Art dar: Er setzt Acrylfarbe auf zartes ChinaPapier, das er auf eine bronzierte Leinwand montiert hat. Die Bronzetöne, die immer ein wenig durchscheinen, geben seinen Bildern das Flair, das Warme, auch das Lebendige.
„Venuszyklus“ sind die Variationen mit Kalla betitelt. Auf den ersten Blick stößt der Betrachter auf die Blume, die in gebrochenem Weiß mit zarten grau-grünen Tönen zumeist schräg ins Bild weist. Doch der Hintergrund gibt Auskunft, was die Blume bedeutet: Dezent hat der Maler einen Frauenakt dem Bild hinzu gefügt, einen Torso mit blühenden, aber nicht aufdringlichen Brüsten.
Der Frauenkörper ist bei diesem Venuszyklus nicht immer mit der Kalla vereint – auch Mohn und Orchideen sind Stilelemente. Das alles ist farblich und kompositorisch aufeinander abgestimmt, so dass man von leisen Bildern sprechen kann, auch wenn sie zum Teil sehr großformatig sind. Sie springen nicht ins Auge und zeugen genau so von Atmosphäre wie die kleinen Formate.